7.9.21

Segelschiffreise Nordsee

Es ist nicht nur möglich über das Land zu reisen, es geht auch über das Wasser. Und schon oft bin ich über das Wasser gereist. Aber noch nie mit einem Segelbot, einem Hund, einem Skipper und seiner Frau und vier anderen fremden Menschen, die zu Freunden wurden. Doch ich fange von vorne an zu erzählen...😊



Tag 1

3o.o8.21

Bei hollandsail.de habe ich eine fünf Tagesreise auf der Nordsee gebucht. Es gibt verschiedene Angebote. Ein Tag oder mehrere Tage, kleine oder grössere Schiffe und ab verschiedenen Häfen ist es möglich zu buchen. Ich buchte ab dem Hafen Harlingen, dieser ist ca 116km von Amsterdam entfernt. 

 www.zeilcharterboreas.nl

In Harlingen sind Parkplätze vorhanden und anhand einer Karte, die per Mail zugesannt wurde findet Frau den Platz wo das Schiff angelegt hat. 

Wir brachten unser Gepäck aufs Schiff und bezogen kurz die Kabinen, stellten uns einander vor und dann ging es auch schon los! 

An diesem Tag schien noch ein bisschen die Sonne und wir hatten guten Wind. Nur kurz lief der Motor um uns aus dem Hafen zu fahren...

Flagge von Harlingen

Wir durften (mussten nicht) helfen beim Segel setzen (hochziehen), was um so höher das Segel ist und umso mehr Wind im Segel ist, anstrengender wird. 

Als erstes wird immer das Grosssegel hochgezogen, danach die Fock (Vorsegel). Dann werden die Leinen (Seile) ordnungsgemäss aufgehängt und mit Seemannsknoten festgebunden. Dies ist sehr wichtig, weil die Seile sich sonst verknoten und dies schwere Folgen haben kann. Z.B. wenn das Segel wieder herunter genommen wird.

Unter Anweisung vom Skipper (Käpten) wird dann noch der letzte Schliff vorgenommen. Je nach Wind werden die Segel noch ein bisschen strammer oder höher eingestellt. Ab dann übernimmt der Skipper das Ruder und wir Matrosen dürfen uns ausruhen und die Fahrt raus aufs Meer geniessen.😀 

Es stellte sich raus, dass unter der Manschaft ein Herr aus Deutschland, ein Herr aus den Niederlanden und zwei Damen die gemeinsam reisten aus den Niederlanden waren. Gesprochen untereinander haben wir also Englisch, Deutsch und Dutch. Verstanden haben wir uns gut und somit wurde es eine tolle Fahrt. Es  war schön mit dem Wind zu segeln und das Rauschen des Meeres in den Ohren zu haben... 

Später wurden uns kleine, sehr leckere Sandwich serviert. 

Grietje, die Frau von Henk unserem Skipper ist eine tolle Köchin und sorgte dafür, dass wir nie hungrig waren. Der Abwasch machte die Krew, also wir. Jedoch nicht während der Fahrt. In der Zeit sind die Bilder an den Wänden und die Lampen in der Küche am um die Wette schaukeln, so dass es kaum möglich wäre eine Tasse hinzustellen ohne, dass sie vom Tisch rutscht. 😀


Gegen Abend kamen wir im Hafen von Ameland an. Nach dem Abendessen, wurden wir informiert um welche Zeit wir am nächsten Tag in See stechen würden und dann hatten wir Landgang. 😉 Jedoch machte uns die Seeluft, welche wir nicht gewohnt waren, sehr müde und so kam es, dass niemand lange wach blieb... 

 

 

Tag 2

31.o8.21

Nach einem schmackhaften Frühstück liefen wir am nächsten Morgen zum Supermarkt und deckten uns mit Snacks, Getränken und Bier ein.

Auf dem Schiff gibt es im Preis inbegriffen Kaffee und Tee und gegen einen aufpreis Bier und z.B. Cola. Ich kaufte mir eine kleine Flasche Eistee, welche ich dann immer in der Tasche hatte und mit Wasser wieder auffüllte. Denn wenn du unten in der Küche etwas trinkst, musst du das Glas danach während der Fahrt im Abwaschtrog deponieren. 

So gibt es am Ende viel mehr dreckiges Geschirr, weil du dann nicht mehr weisst welches deines war und darum eine neues nimmst. Ausserdem war ich fast nur Oben an Deck und musste so nicht immer wieder hinunter. 😀 Die Männer kauften Bier, weil es fast auf jeder Insel eine andere Bierbrauerei gibt. 😁 Dann gingen wir zurück zum Schiff, welches auch pünktlch ablegte (losfuhr). Es lief alles wieder gleich ab wie am ersten Tag. Erst das Grosssegel, dann die Fock u.s.w. An diesem Tag war es kalt und wir hatten guten Wind. 

Und bald kam der Hafen von Terschelling in Sicht. Hier mussen wir die Segel schon vor der Hafeneinfahrt runternehemen, da es eng war und daher nur mit Motor zu befahren. 


 
 Auch Joe die Hündin freute sich immer auf den Hafen.😊



Weil wir früh anlegten, konnten wir noch vor dem Abendessen den Ort erkunden. Jede/r lief für sich los... Obschon die Sonne nicht schien war es schön! Das Meer hat einfach etwas mystisches...

Ich richtete schon am ersten Tag eine Wahtsapgruppe ein um einander die Fotos zu senden. Und so fanden wir uns dann alle im gleichen Restaurant ein, welches in der nähe vom Brandaris ist. 



Info: 

Der Brandaris ist ein Leuchtturm auf Terschelling. Er ist der älteste Leuchtturm der Niederlande. Der Name ist eine Anlehnung an St. Brandarius, einen Heiligen, nach dem die Gemeinde von West-Terschelling im Mittelalter benannt wurde. Gemäß anderen Legenden geht der Name auf den heiligen Brendan zurück, ein Seemann, aber das ist nicht bewiesen. Der erste Turm wurde im Jahr 1323 gebaut, um Schiffe auf ihrem Weg nach Amsterdam, durch die Zuiderzee, die enge Öffnung zwischen Vlieland und Terschelling, zu leiten.  Eine gute Positionsmarkierung war notwendig, weil sich viele Inseln in der Nordsee sehr ähnlich sehen. Das Meer überschwemmte Terschelling und den ersten Leuchtturm etwa um 1570, der Turm wurde vollständig zerstört. 1592 wurde mit dem Bau eines neuen Turms begonnen, der brach aber zusammen, bevor er fertig war, weil schlechte Baumaterialien verwendet worden waren. Der heutige Turm stammt aus dem Jahr 1594. 1837 wurde der Turm als erster Leuchtturm der Niederlande mit einer rotierenden Fresnel-Linse ausgerüstet. Die Elektrifizierung erfolgte im Jahr 1907. 1994 wurde das 400-jährige Bestehen des Turms gefeiert. Das Licht des Turms wird heute vollautomatisch gesteuert. 

*Unser Skipper meinte jedoch der Name kommt bedeute "Brand da ist". So viel wie, dort Leuchtet das Feuer auf dem Turm.

Und dann war auch schon wieder Zeit fürs Abendessen. 😀 Zur Info, es gab auch Meeresfrüchte und Fisch, jedoch nicht nur! 😉 

 

 

Tag 3

o1.o9.21

 

Der Tag der Manöver. Da wir nicht viel Wind hatten gab unser Skipper an diesem Tag den Befehl den Klüverbaum (Als Klüverbaum bezeichnet man auf historischen Segelschiffen ein Rundholz das über das Vorschiff eines Segelschiffes hinausragt.) zu senken und das Vorsegel hochzuziehen. Und dann begann die Arbeit! 😀




Info:

Bei wenig Wind hat der Wind wenig Kraft um an den Segeln entlang zu strömen und Vortrieb zu erzeugen. Deshalb muss man dem Wind viel Form/Profil anbieten und mit dem Segel möglichst viel Wind einfangen. ... Ist das Segel zum Beispiel zu bauchig, reist die schwache Windströmung ab.

Da wir nun die Fock und das Vorsegel gspannt hatten brauchte es eine Person die beim Wenden half. Ansonsten wendet die Fock mit dem Grossegel alleine.

Info: 

Klar zum Wenden!“ Bei diesem Kommando bereitet sich der Vorschoter (Vordermann auf dem Segelboot) auf die bevorstehende Wende vor, indem er die Fockschot (Eine Schot, ist beim Segeln eine Leine zum Bedienen eines Segels) aus der Klemme löst, beziehungsweise von der Winsch (Seilwinde) nimmt. Ist er damit fertig, antwortet er: „Ist klar.“  Der Steuermann luvt (Richtungsänderung, das Anluven hat sein Ende, wenn die Segel killen(die Segel im Wind „flattern“)) an, indem er die Pinne (Hebel zum Ruder bedienen) zum Segel hin drückt, bleibt aber weiter auf der Luv-Seite sitzen. Beim Wegdrücken der Pinne gibt er das Kommando „Ree!“ – damit signalisiert er seinem Vorschoter, dass die Wende beginnt.   

„Fock back!“  wird dieses erst auf die neue Leeseite (Luv und Lee Richtungen wie Wind einfällt) gezogen, wenn der Wind von der anderen Seite einfällt. Der Druck des Windes auf die Fock beschleunigt und erleichtert die Drehung des Bootes. Wenn die Fock back fällt, antwortet der Vorschoter als Vollzugsbestätigung „Fock back!“ (besonders auf Katamaranen). 

„Über die Fock!“  (Das Kommando, die Fock auf die neue Lee-Seite zu ziehen.) Der neue Einfallswinkel des Windes führt dazu, dass anschließend auch das Großsegel von selbst auf die neue Seite übergeht. Dabei nimmt der Steuermann seinen Platz auf der neuen Luv-Seite ein und steuert den neuen Kurs. Er stellt jetzt das Großsegel entsprechend dem neuen gewählten Kurs ein und der Vorschoter macht dasselbe mit der Fock (Stellung etwa parallel zum Großsegel).

Es ist schwer mit den ganzen Fachausdrücken zu jonglieren und ohne praxis zu erklären was gemeint ist. 😀 Ich hoffe ihr konntet folgen. 


Gegen späten Nachmittag nahmen wir das Vorsegel wieder runter. Dies ging nicht ohne nass zu werden.😄

Später ist unser Schiff Trockenfallen. (Als Trockenfallen von Wasserfahrzeugen bezeichnet man es, wenn ein Wasserfahrzeug tidenbedingt an einer flachen Stelle im Meer (Trockenfallendes Gebiet) durch den sinkenden Wasserstand auf dem Grund aufsetzt und später trocken auf dem Meeresgrund liegt.) 

Es war schön auch dies einmal mitzuerleben! Noch vor dem Abendessen gingen wir schwimmen. Das Wasser war nur Knietief, darum war es umso lustiger. 😄 Auch war es nicht kalt. Eher angenehm erfrischend. 😊 


Nach dem Abendessen machten wir noch eine Nachtwattwanderung. Es war ein spezielles und sehr schönes Erlebnis! Ein bisschen ein komisches Gefühl so neben dem Ruder zu stehen. Als ob ich unterwasser atmen könnte.




 

Tag 4

o2.o9.21

Geschlafen habe ich immer sehr gut auf dem Schiff. Es wäre sicher anders draussen auf windiger See. Als wir am nächsten Morgen wach wurden, war das Wasser fast ganz zurückgekehrt. Wir mussten den Anker lichten. 

(Der Vorgang des Heraufholens wird Lichten oder Hieven genannt. Das Kommando für das Lichten lautet Anker auf!. Die Meldung Anker auf nach vollständigem Abschluss des Manövers bedeutet, dass der Anker aufgehievt (aber noch nicht unbedingt in die Klüse eingehievt) ist.)

 

Und dann fuhr unser Skipper mit etwas "anlauf" von der Sandbank weg und wir konnten wieder die Segel setzen. Die fahrt dauerte nicht lange und wir liefen im Hafen von Oost Vlieland ein.



Landgang war angesagt. 😊 Eigentlich erkundete Jede/r für sich die Insel... 

Doch per Zufall landeten wir alle Sechs zur selben Zeit beim Leuchtturm. 😊


Vlieland ist eine schöne Insel, wo Frau viel entdecken kann. Es wäre auch möglich ein Fahrrad zu mieten. Dies jedoch wäre am Strand nicht so praktisch... 😁 




 

Nach dem Abendessen gab es noch ein "Hämpfeli" Sonne.


Und tolle Gespräche am Ufer vom Meer. Als es kälter und dunkler wurde ging es ab in die Koje und zu Bett... 

 

Tag 5

o3.o9.21

Der letzte Tag war angebrochen und unser Schiff die Boreas stach ein letztes mal mit uns in See und fuhr zurück Richtung Harlingen...


Ein letztes mal zusammen auf das Meer hinaus schauen, vorbeifahreden Schiffen winken und es einfach geniessen. Übrigens, ein Schiff, dass ein Segel oben hat, jedoch mit Motor fährt, gilt als Segelschiff und hat somit vorfahrt.


Mit dem Kopf voller Gedanken, zerzausten Haaren vom Wind, das Rauschen der Wellen in den Ohren und einem klopfenden Segelherzen verliessen wir das Schiff und verabschiedeten uns voneinander. 

Füf mich war es eine wundervolle erste Erfahrung auf einem Seegelschiff mitzureisen. Ich bin mir sicher, dass ich dies noch öfter machen möchte. Thanks to all of the nice new friends I met! It was fun, interesting and an plesure to meet you!😊



 

 

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